Die blonde Frau ließ sich wieder auf die Bank sinken. Aelia redete und damit war die Chance Gehör zu finden gleich null. Außerdem wusste sie, wie wenig ihre Herrin es mochte unterbrochen zu werden. Nicht einmal um sie vor einem Feind mit Schwert in ihrem Rücken zu warnen. Sie stütze den Kopf auf die behandschuhte Hand und begnügte sich damit, dem Fremden und ihrer Herrin zuzuhören, vorsichtshalber ihren Speer zur Hand nehmend.
"Ein Kleriker bin ich nicht. Doch auch ich habe es gelernt die Kraft der Götter zu nutzen um meine Feinde zurück zustoßen. Auch wenn unserer Kleriker unglaubliche Wunder vollbringen können. Der Priester unserer Stadt brachte es mir bei als ich das Waffenhandwerk erlernte. Er gab mir dies"
Aus einer Tasche an seinem Gürtel holte er ein kleines braun-schwarzes Stoffzuch hervor das mit einem Lederband an einer Seite zusammengebunden war.
"Ein gesegneter Talisman. Er hilft mir die Kraft der Götter zu nutzen"
Er hob etwas die Augenbraue.
"Ich bin ein Mensch. Was sollte ich sonst sein? Diese Untoten bringen nur tot und Zerstörung. Ich habe nur getötet was mich töten wollte"
"Stimmt, Heimatland der Wunder. Dies ist mir auch zu Ohren gekommen. Schaden ich hätte schon gedacht ich könnte eine Kostprobe davon zu sehen bekommen.
Solange diese nicht gegen mich selbst gerichtet sind natürlich."
Sie betrachtete wie er den Talisman auspackte. Gesegnet sogar.
Bei seiner nächsten Frage jedoch wurde sie kurz etwas stutzig. War er ein Jäger, ausgesendet um Untote wie sie und Alex zu vernichten oder missverstand er sie lediglich?
"Lasst es mich anders Umformulieren. Seid ihr verflucht? Ein Untotes Äußeres anzunehmen ist nur der Prozess davon.
Ich hoffe doch das ihr die Monster mit jenen Untoten in Verbindung bringt welche den Verstand verloren haben?"
Als sie seine Mission hörte, erhob sich Alex und legte ihrer Herrin die Hand auf die Schulter, um sie ein wenig zurück zu ziehen, den Speer fester in der Hand. Durch die Aktion war ein angenehmer Abstand zwischen ihnen entstanden, und mit festem Blick betrachtete die Kämpferin ihr Gegenüber.
"Ihr sprecht schnell von Tod und Verderben. Nichts für ungut, aber ich sehe gerne etwas Abstand zwischen meiner Herrin und jemand, dessen Worte so locker sitzen. Wer weiß, wie es um eure Waffen steht."
Sagte sie kühl und betrachtete ihn scharf.
"Oder habt ihr euch nur versprochen und sprecht von Hüllen, anstatt von Untoten?"
"Ich werde die Kraft der Götter nicht zur Vorführung missbrauchen. Ich setze sie ein wenn die Situation es verlangt."
Meint er mit einem Anflug der Kälte und steckt den Talisman wieder in seine Tasche. Auf ihre Frage hin schüttelt er heftig den Kopf.
"Nein, niemals. Die Götter schützen mich vor dem verteufelten Fluch und natürlich bringe ich sie mit den Untoten in Verbindung die den Verstand verloren haben. Sie sind Monster ohne Sinn und Verstand dessen einzige Aufgabe es ist alles zu vernichten was noch lebt"
Etwas verwundert, dann doch ein Stück kälter blickt er Alex an.
"Ich greife nichts an was mir nicht schaden will. Stellt meine Ehre nicht in Frage! Wovon redet ihr Hüllen anstatt Untote. Die Untote sind nur noch Hüllen ihrer einstigen Menschlichkeit"
Sie schüttelte den Kopf.
"Ich stelle nicht eure Ehre, sondern euer Wissen in Frage. Was ihr sagt in Unsinn. Solange die Verfluchten ihren Willen zu leben behalten, werden sie nicht zu jenen Hüllen, die herumstehen und stumpf angreifen."
Sie schnaubte und blickte ihn an
"Ihr würdet einen Verfluchten vermutlich nicht einmal erkennen, wenn er vor euch stünde."
Eine Weile beobachtete die Magierin das ihr dargebotene Spektakel. Es war bisweilen recht interessant und eine willkommene Abwechslung.
Zumal sich in ihr ein kleines Gefühl der Freude breit machte als sie bemerkte das die Momentane Situation in jederlei Hinsicht profitabel werden könnte.
Auf der einen Seite war es amüsant, vielleicht steigert sich dies sogar noch sollte der Kleriker vor ihnen beginnen zu verstehen was es bedeutet verflucht zu sein.
Bisweilen hatte sie schon ein paar Male den Spaß gehabt die Ansichten von Gläubigen zu zerstören und dabei zuzusehen wie sie mit der neuen Erfahrung umgehen.
In der Momentanen Situation würde dies wohl darauf hinauslaufen das sie entweder die Lage beruhigen könnten und vielleicht für eine kurze Zeit einen neuen Reisenden haben welcher eine willkommene Abwechselung bringt.
Oder er würde sich wie viele Andere auch verschränken und letztendlich doch zur Waffe greifen, was nicht nur zu einem befriedigenden Tod führt sondern auch noch Menschlichkeit bringt.
Ihre Mundwinkel hoben sich um ein kleines Stück.
"Es gibt einen Unterschied zwischen Verfluchten Seelen die leer und mordend umher wandeln, und jenen die wie wir vor euch stehen.
Der Fluch verspricht dem Träger ein trauriges Ende indem er zum Monster wird, doch nur weil jemand verflucht ist heißt dies noch lange nicht das er sein eigenes Ende erreicht hat.
Schließlich stehen wir wie so viele Andere auch noch vor euch, redend und nicht dabei euch zu töten."
Sie ließ diese Aussage so in der Gegend stehen, schwieg und sah mit einem gespannten Blick zum Mann.
Interessiert daran wie er mit der ihm gegebenen Information umgehen würde.
Sein Blick blieb auf der Frau vor sich haftend. Sein Blick war noch immer von der Wut der Beleidigung erfüllt doch unterbrachen ihn die Worte der Magierin. Sie schien die ganze Situation köstlich zu amüsieren. Doch hörte er sich ihre Worte an und trat einen Schritt zurück.
"Ihr seid verflucht?"
Fragte er und mustert sie äußert misstrauisch. Doch klang es logisch. Er wusste von berichten das sich verfluchte zusammen gerottet hatten und ein "normales" Leben führten. Das wäre eine Erklärung warum dieses Verhalten überhaupt möglich war. Daher entspannte er sich etwas. Blieb aber immer noch bereit sich zu verteidigen.
"Also ihr sagt das es ein langsamer Prozess ist und die verfluchten erst den Verstand verlieren wenn ihr Lebenswille schwindet. Ich möchte euch das so glauben"
Als sie die Worte ihrer Herrin vernahm, nahm sie ihren Speer vor und hob den Schild, für den Fall, dass er angreifen würde. Konnte diese verdammte Magerin denn nicht wenigstens ab und an ihre Klappe halten? Grimmig blickte sie den jungen Mann an, dieser jedoch machte nur einen Schritt zurück. Vorsichtig ließ sie das Schild und den Speer etwas in eine Verteidigungshaltung sinken und betrachtete ihn.
"Zu gütig. Ist ja nicht so, als wären wir der lebende Beweis. Ich nehme mal an, dass ihr von dem Fluch verschont seid, so wie ihr euch aufführt?"
Zufrieden betrachtete die Magierin die erfrischend offene Auffassung der Informationen des ihr gegenüber.
Kurz betrachtete sie Alex mit einem prüfenden Blick ehe sie wieder zum Mann sah.
"Schön das zu hören. Möchtet ihr euch auch setzen?
Ich meine es redet sich angenehmer mit zumindest einem halben Dach über dem Kopf und Sitzgelegenheiten.
Wir könnten auch ein Feuer machen."
Sagte sie überraschend einladend, mit der Intention die Spannung etwas zu senken.
Vielleicht könnte man sich nett unterhalten. Ablenkung war immer willkommen, vor allem in einer derartig tristen und eintönigen Zeit wie dieser.